Sonja Pöllabauer von der Universität Graz referierte über das Fortbildungskonzept für Dolmetschen im Asylverfahren, das sie im Rahmen des QUADA-Projekts entwickelt hat.
QUADA steht für Qualitätvolles Dolmetschen im Asylverfahren und ist ein mit öffentlichen Mitteln finanziertes Projekt, um unterschiedlichste Dolmetscher für die Herausforderungen in Settings rund um Asylverfahren fit zu machen. Das Setting gilt als hochsensibel. Das heisst, das jeder Dolmetschfehler, jedes Missverständnis ein Risiko auf Leib und Leben für die Asylantragsteller bedeutet. In dem Interview wird von den Beamten erwartet, dass sie die materielle Wahrheit über die Bewerber herausfinden. Das heisst, die tatsächlichen Gegebenheiten zu eruieren. Da die Bewerber oft misstrauisch und traumatisiert sind, da sie von anderen erfahren haben können, dass es vorteilhaft sei, manche Dinge zu verschweigen und andere Geschichten zu erzählen, oder einfach nur weil sie aus einer anderen Kultur, das heisst ja auch Kommunikationskultur kommen, gestaltet sich dieses Interview auch mit Dolmetschern schwierig. Dolmetscher müssen in dieser Situation kulturelle, nationale und linguistische Vielseitigkeit mitbringen – und sie müssen dafür ausgebildet sein. Ob es sich um professionelle Dolmetscher, studierte oder Quereinsteiger, um Anfänger oder Amateure handelt – die Nachfrage ist so hoch, das Setting so sensibel, dass eine Fortbildung für alle Dolmetscher als notwendig angesehen wird. Pöllabauer und ihre KollegInnen haben ein Handbuch entwickelt, das man online kostenlos downloaden kann: Das Trainingshandbuch für Dolmetscherinnen im Asylverfahren. Dieses haben sie in mehreren Trainingsrunden erprobt und wollen an den österreichischen Volkshochschulen damit Kurse angeboten sehen. Ein Ziel dabei ist, dass Auftraggeber bevorzugt Absolventen dieses Kurses bestellen, um eine höhere Qualität des Interviews zu gewährleisten.
Originaltitel des Vortrags: ‚It Is a Fiction that I Am Neutral and Invisible.‘ Training Interpreters for Asylum Interviews