Yvonne E. Waddell, schottische Gebärdensprachdolmetscherin (BSL) hat im Rahmen einer Doktorarbeit die Zusammenarbeit zwischen einer Gebärdensprachdolmetscherin (Yvonne E. Waddell) und einem Pfleger in der Psychiatrie über drei Monate untersucht.
In der Psychiatrie wird die Diagnose zu großen Teilen anhand von Gesprächen erstellt, bei denen sowohl den sprachlichen, wie auch den nichtsprachlichen Anteilen eine große Bedeutung zukommt. Das medizinische Personal in der Psychiatrie ist fast ausschließlich hörend und somit bei tauben Patienten auf Dolmetscherinnen angewiesen.
In dem untersuchten Setting hatte der Psychiatrie-Pfleger Grundkenntnisse in BSL. Ihm war es wichtig, die Patienten selber zu begrüßen und die Einführung zu übernehmen, um dann gemeinsam mit dem Patienten zur Dolmetscherin zu gehen. Die Dolmetscherin übersetzte, wie sie das gewohnt war, kulturell; so dass sie z.B. bei einer Aufzählung von Freizeitaktivitäten „Musik hören“ mit „Fernsehen“ ersetzte. Hier stellte sich bei der Nachbesprechung eines Gesprächs heraus, dass der Pfleger mitunter bewusst solche Dinge sagt, um eine Reaktion bei den Patienten zu provozieren. In dem Fall ist die sonst angemessene kulturelle Übersetzung nicht zielführend. Hier ist es wichtig, dass die Ziele von Pfleger und Dolmetscherin übereinstimmen und transparent sind. Als sehr wichtig wurde weiterhin erachtet, dass die Dolmetscherin dem Pfleger linguistische Auffälligkeiten und nonverbale Gesprächselemente mitteilt, so dass ihm diese Informationen nicht entgehen. So z.B. ein sehr kleiner Gebärdenraum, der lautsprachlich möglicherweise mit einer leisen Stimme korreliert.
Wichtig sei ein Vertrauensverhältnis zwischen Pfleger und Dolmetscherin. Die Dolmetscherin muss sprachliche und nichtsprachliche Besonderheiten weitergeben. Der Pfleger muss der Dolmetscherin seine Ziele mitteilen und mitunter mehr Zeit geben, um den Patienten Inhalte zu vermitteln. Um das zu gewährleisten sind Vor- und Nachgespräche zwischen Pflegepersonal und Dolmetscherinnen unerlässlich.
Originaltitel des Vortrags: „Exploring Communication Strategies of a Psychiatric Nurse Working with an Interpreter in Mental Health“
Antje Schidlowski, Gebärdensprachdolmetscherin aus Berlin. antje.schidlowski@arcor.de